Entfernung (Luftlinie): 134,43 km
Max. Höhenunterschied: 111 m
Eine Radreise mit meinem guten Freund Schubi. Die Route geht von Leipzig über Wermsdorf nach Prettin und wieder zurück nach Leipzig.
Die Abfahrt begann später als gedacht, da ich mal wieder zu lange geschlafen hatte. Nachdem wir noch etwas Proviant gekauft hatten, ging es dann aber gegen 13:00 Uhr endlich los. Vollgepackt und mit Zuversicht machten wir uns auf den Weg zur nächstgelegenen Tankstelle, da wir noch Benzin für den Benzinkocher benötigten.
So günstig habe ich noch nie getankt- einmal volltanken für 1,39€!
Dann ging es Richtung Osten, bis uns der erste große Regenguss zum Pause machen zwang. Wir danken an dieser Stelle der Gemeinde Wolfshain für das schützende Schild am Ortsausgang.
Nach einer guten halben Stunde klarte es aber wieder auf und wir konnten weiter. Vorbei am Ammelsheimer See, durch Altenhain bis zum Kieswerk, wo wir die Sonne bei einer ausgedehnten Pause genießen konnten.
Die letzten 20km waren jedoch sehr anstrengend, man ist eben nichts gewohnt. Als wir dann vor dem - noch geschlossenen - Zeltplatz standen, waren wir ziemlich bedient. Selbst zwei Telefonate und alles betteln und flehen half nichts, dieser Campingplatz wollte uns kein Asyl gewähren.
Wir sind dann etwas frustriert weiter in Richtung Wermsdorf gefahren. Auf dem Weg dorthin stießen wir auf ein Restaurant namens Jägerhütte. Wir erzählten der Wirtin, was passiert war und durften unentgeltlich auf ihrem Grundstück übernachten. Wir waren heilfroh, Obdach bekommen zu haben und gingen natürlich nach dem Zeltaufbau auch noch in der Jägerhütte etwas essen.
Ein riesengroßes Schnitzel mit Champignons und Pommes nebst vier Bier dürfen unsere Bäuche jetzt ihr Eigentum nennen. Das hatten wir uns redlich verdient.
Morgen geht es nach Prettin - hoffentlich spielt die Physis und das Wetter mit.
Die Nacht war wettertechnisch eher mau, es regnete durch. Allerdings muss ich gestehen, dass ich das Trommeln des Regens sehr beruhigend finde. Nur die vier Bier des Abends machten sich bemerkbar, so dass ich mehrfach raus musste...
Halb neun war dann die Nacht zu Ende, als der ortsansässige Schießverein die ersten Tontauben vom Himmel holte.
Egal, das Wetter war bombig und auch das tolle Frühstück in der Jägerhütte gab Mut zur Weiterfahrt und ließ die kommenden 58km nicht mehr ganz so weit erscheinen.
Die ersten Kilometer fuhren sich fast wie von selbst, bei strahlendem Sonnenschein, wenig Wind und moderatem Höhenprofil.
Bereits am späten Mittag gönnten wir uns auf dem Marktplatz in Torgau ein kühles Radler.
Nun waren es nur noch 20km bis Prettin-eigentlich ein Klacks, aber der Gegenwind machte uns so arg zu schaffen, dass wir noch eine Pause an einer Kirche einschieben mussten. Dennoch kamen wir bereits gegen 16:00 Uhr auf dem Zeltplatz in Prettin an und waren - wer hätte das gedacht - neben den Dauercampern die einzigen Gäste mit Zelt.
Am Abend haben wir uns an neuen Kochkreationen versucht. Nudeln mit Bolognese, Thunfisch und ganz ohne Gewürze - nicht unbedingt fünf Sterne, aber sehr sättigend.
Jetzt trinken wir noch gemütlich ein, zwei „Uris“ aus der Dose und lassen den Abend ausklingen. Morgen geht es dann wieder zurück nach Leipzig.
Obwohl wir bereits um neun Uhr wach waren, kamen wir erst nach Mittag los. Ich weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist, aber plötzlich stand die Sonne im Zenit und wir saßen immer noch nicht auf den Rädern. Es war uns aber auch herzlich egal, da heute der letzte Tag der Rundreise war und das Tagesziel Leipzig hieß.
Das Navi sagte ein fieses Höhenprofil vorher, welches sich gepaart mit den prognostizierten 61km gleich doppelt schlimm anfühlte. Nach ca. 5km dann die erste Überraschung - eine Überquerung der Elbe mit der Fähre:
„1,50€ für jeden!“, „Hier, bitte.“ „Danke.“, „Gerne.“
Das war ein intensives Gespräch, dafür hat er uns dann aber auch die restlichen zwei Minuten - so lang hatte die Überfahrt gedauert - in Ruhe gelassen.
Einige Kilometer weiter sind wir durch Zufall auf einen kleinen und versteckten Waldfriedhof gestoßen, der so schön war, dass wir gleich eine längere Pause gemacht haben. Schubis Theorien über die Verstorbenen waren so plausibel, dass mir vor Lachen mehrfach die Tränen kamen.
Nach zahllosen gleichklingenden und -aussehenden Käffern, nichtssagenden Straßen und rücksichtslosen Autofahrern erreichten wir schließlich Eilenburg. Ja, Eilenburg. Ich war vor ca. 10 Jahren das letzte Mal da und es hatte sich absolut nichts verändert. Im Gegenteil, die Stadt wirkte noch ausgehöhlter und trostloser, als ich sie in Erinnerung hatte.
Einzig und allein die Eisdiele war so gut besucht, dass wir anstehen mussten. Das war es dann aber auch wirklich wert.
Die letzten 25km zogen sich dann doch ganz schön, aber schlussendlich sind wir wieder wohlbehalten zu Hause angekommen.
Als kleine Lektion dieser Reise nehme ich für mich mit, dass das ganze Gepäck auf dem Rad kein Pappenstiel ist und mir eine Menge an Kondition - die ich Stand heute noch nicht habe - abverlangt hat. Ich werde bei der großen Tour daher erst einmal ganz kleine Brötchen backen, damit ich mich nicht verletze. Trotz des Gewichtes bin ich mit dem Equipment aber sehr zufrieden. Rad, Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher, - alles funktioniert tadellos und begeistert mich.
Ansonsten stellt sich mir natürlich die Frage, ob mir alleine reisen auch so viel Spaß machen wird, wie zu zweit. Wie es auch werden wird, diese Rundreise war in jedem Fall genial.