Von Bergues nach Dieppe
Eintrag vom 21.06.2018
Strecke anzeigen
Entfernung (Luftlinie): 169,97 km
Max. Höhenunterschied: 56 m
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Entfernung (Luftlinie): 169,97 km
Max. Höhenunterschied: 56 m
In Bergues
Direkt gegenüber der Kirche befand sich unser Hotel, im Herzen von Bergues.

Dieses kleine Örtchen ist einfach zu knuffig. Überall finden sich schmucke, aus Klinkersteinen bestehende Häuschen mit riesigen Fenstern. Die Straßen sind sehr sauber und man bekommt sofort Lust, ausgedehnt zu flanieren oder sich die Festungsmauern, die Bergues umgeben, zu erkunden.

Leider konnten wir den Belfried und das Carillon wegen Instandhaltungsmaßnahmen nicht besichtigen. Dafür schauten wir uns eine winzige Ausstellung einer Fotografin an und gingen abends noch in ein tolles Restaurant mit regionaler Küche.

Am Montag fuhren wir mit dem Bus nach Dünkirchen, weil wir unbedingt das Meer sehen wollten. Leider hat uns - abgesehen vom Strand - die Stadt nicht sonderlich gut gefallen, so dass wir schnellstens wieder zurück ins viel ruhigere Bergues fuhren.


Dienstagmorgen mussten wir uns schweren Herzens schon wieder trennen, aber Sabrinas Zug ging schon am frühen Mittag.
Bergues - Bezinghem (81km)
Gegenwind, kriechender Nieselregen, nur flurbegradigte Straßen in immergleicher Monotonie verhalfen meiner Laune rapide in den Keller.

In einer Kirche rastete ich und konnte das erste Mal am heutigen Tag den Ohren eine Ruhepause vom lärmenden Verkehr und dem pfeifenden Wind verschaffen. Ich weiß nicht, wie lange ich in dieser Stille ausharrte, eine Stunde, vielleicht zwei, keine Ahnung...

Dann wurde die Strecke plötzlich wieder interessanter. Die Felder wichen Hügeln und die Flurbegrenzungen waren nun keine Feldwege mehr, sondern Hecken. Das war also die Bocage.
Der erste Zeltplatz sagte mir nicht zu, weil er nur digital vorhanden war und ich an seinem Standort lediglich ein goldenes Weizenfeld vorfand. Die nächstgelegene Alternative lag nur sechs Kilometer entfernt, also steuerte ich diese an und wurde mit einem Stellplatz für Muli, Zelt und mich belohnt.
Bezinghem - Brighton (76km)
Der Morgen begann diesig und trüb. Ich hatte vergessen, meine Klamotten über Nacht mit ins Zelt zu nehmen, woraufhin sie völlig klamm waren.
Die Strecke fuhr sich allerdings ganz gut und so konnte ich eine erste Pause in einem kleinen Café machen, wobei dies mehr den Anschein eines Wettbüros hatte. Klar, ist ja gerade Fußball-WM und nicht wenige Franzosen tragen die Trikolore auf der Wange zum Zeichen ihres Nationalstolzes und fiebern eifrig mit. Einige Experten wetten dann auch schon mal den ein oder anderen Schein auf ihre Mannschaft oder ein ihnen im Traum erschienenes Spielergebnis.

Ein kleines Stück weiter fühlte ich mich an alte Zeiten erinnert.

Der weg führte weiter vorbei an endlosen Weizenfeldern und durch einen kleinen Windpark, der aber umso größere Windräder beherbergte.

Kurz vor Brighton kam ich durch einen Wald, der aus einem Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen zu sein schien. Er strahlte eine unglaubliche Heimlichkeit aus und vermittelte einem das unbehagliche Gefühl, dass man sich jederzeit verlaufen könnte.

Nach dem üblichen Prozedere (Zelt aufbauen, duschen, essen) machte ich noch einen ausgedehnten Spaziergang zum Strand. Der Weg dorthin führte durch ein Vogelschutzgebiet, welches eine malerische Landschaft aus Dünen und bunten Salzwiesen bot. Es war so still, dass ich vor lauter Ehrfurcht begann, meine Schritte zu dämpfen.

Die Reste des Atlantikwalls waren hier unübersehbar. Schon ein beklemmendes Gefühl, wenn man sich vor Augen hält, dass vor nicht einmal 75 Jahren diese Anlagen in voller Besetzung waren und das Gelände größtenteils vermint war. Mir lief es beim Anblick dieser Monster aus Stahlbeton jedenfalls mehrfach kalt den Rücken herunter.


Brighton - Dieppe (59km)
Ich hatte schlecht geschlafen. In der Nacht gab es einige Sturmböen, die mich des Öfteren wach werden ließen. Die Strecke war zäh und es gab wieder ordentlich ins Gesicht in Form von Gegenwind und Hundegekläffe aus nahezu jedem Vorgarten.

Endlich in Dieppe angekommen, bot sich mir eine wunderschöne Aussicht auf den Ozean, welche die Strapazen des Tages fast vergessen machte.

