Ganz entspannt
Eintrag vom 16.06.2018
Strecke anzeigen
Entfernung (Luftlinie): 140,5 km
Max. Höhenunterschied: 95 m
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Entfernung (Luftlinie): 140,5 km
Max. Höhenunterschied: 95 m
Liesses - Rumegies (87km)
Viel gibt es eigentlich von dieser Tour gar nicht zu berichten. Die Strecke war entspannt und das anfänglich schlechte Wetter löste sich zeitnah in Wohlgefallen auf. Ich passierte wieder einmal die französisch-belgische Grenze, aß einen Burger in einer „Fritterie“ und fuhr durch langgezogene Dörfchen.


Am Campingplatz angekommen traute ich meinen Augen kaum, ich war der Einzige. Ich fand es herrlich und so suchte ich mir einen schönen Platz aus, baute mein Zelt auf und machte es mir gemütlich.

Die Ruhe des Campingplatzes war unübertroffen und so entschied ich mich spontan, noch eine Nacht zu bleiben. Tagsüber las ich viel, nutzte die Zeit zum Wäsche waschen und fand auch noch ein Stündchen für einen Mittagsschlaf.
Rumegies - Kemmel (64km)
Obwohl es heute gar nicht so weit war, empfand ich die Strecke als sehr anstrengend. Weniger körperlich, dafür nervlich. Die unzähligen Vororte von Lille waren schmuddelig und wenig einladend. Die vielen Ampeln und der dichte Verkehr machten es nicht gerade angenehmer.
Am Nachmittag steuerte ich ein Café in einem kleinen Örtchen an. Das Ende der Geschichte kennt ihr bestimmt: es hatte geschlossen. Gerade, als ich mit traurigem Gesichtsausdruck von dannen ziehen wollte, spricht mich ein Franzose an und lädt mich ein, doch bei ihm zu Hause einen Kaffee zu trinken. Zugegeben, mir war schon etwas mulmig zumute. „Er wird dich schon nicht fressen!“, dachte ich mir und schob das Fahrrad in die Garage.
Ehe ich mich versah, saß ich bereits in der Stube von André. Es waren ein Haufen Leute in heller Aufregung in dem Haus unterwegs. André erklärte mir auf Englisch, dass sein Sohn morgen heiraten würde und es ob der vielen Leute hier auf einen Kaffeetrinker mehr oder weniger auch nicht ankommt. Ich erzähle, dass ich heute noch nach Kemmel will. „Ah, le mont de Kemmel“ sagte André und machte mit der flachen Hand die Geste eines steilen Anstiegs. Er erklärte mir, dass ich die 22% Steigung über Kopfsteinpflaster mit meinem Rad auf keinen Fall fahren kann. Plötzlich kam Andrés Sohn herein und wir unterhielten uns über Irland, da wohnt er nämlich und wünschte mir für dort nicht ganz so wechselhaftes Wetter und lachte dabei.

Was für eine tolle Gastfreundschaft, so etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt.
Gegen 17:30 Uhr erreichte ich den Fuß des Kemmelbergs. Ja, es war saumäßig steil und es ging alles nur im ersten Gang und mit Wiegetritt, aber ich kahm ohne Absteigen oben an. Von Kopfsteinpflaster war aber keine Spur. Später erklärte mir die Rezeptionistin, dass es mittlerweile einen zweiten Weg gibt, ohne Kopfsteinpflaster. Manchmal hat man eben auch Glück.

Spannend war wieder einmal das Abendessen. Die Karte ausschließlich auf Französisch, der Ober sprach aber ein wenig Englisch. Ich bestellte dann einfach das Menü des Tages und ließ mich überraschen. Nach anfänglicher Sorge, ich würde von dieser Molekularküche nicht satt werden, füllte sich der Magen über die nicht enden wollende Anzahl an Gängen aber doch allmählich.
Kemmel - Bergues (42km)
Die heutige Strecke war wenig aufregend. Flach, windig und von Feldern durchzogen präsentierte sich die Landschaft. Nach zweieinhalb Stunden kam ich bereits in Bergues an.


Heute Abend kommt mich Sabrina besuchen, so dass wir Gelegenheit haben, uns in den nächsten Tagen auf die Spuren der Sch‘tis zu begeben. Ich habe schon Einige „Hä“ gehört und muss dabei immer wieder schmunzeln.
Falls es Blödbommel gibt, die nicht wissen, wovon ich rede: hört auf zu winseln und führt euch umgehend Dany Boons Film „Willkommen bei den Sch‘tis“ zu Gemüte - gottverdaulicher!